Hunde schnüffeln mit System: Die Atmung ist das Geheimnis

Hunde schnüffeln mit System: Die Atmung ist das Geheimnis

Hast du deinem Hund schon einmal beim Schnüffeln zugeschaut? Da passiert etwas Faszinierendes. Die Nase bewegt sich schnell, der Hund scheint ganz in seiner eigenen Duftwelt zu versinken – und findet dabei Dinge, die wir nicht einmal erahnen.

Doch wie genau funktioniert das eigentlich? Was passiert, wenn ein Hund schnüffelt? 

Genau das hat ein Forschungsteam um Dr. Gary Settles untersucht. In der Studie „The External Aerodynamics of Canine Olfaction” (2002) wird gezeigt, wie raffiniert die äußere Luftführung der Hundenase ist. Mit Hochgeschwindigkeitskameras und Strömungstechniken haben die Forscher entschlüsselt, was beim Ein- und Ausatmen passiert – und warum Hunde Gerüche so effektiv verarbeiten können.

Diese Forschung liefert nicht nur spannende Einblicke für alle, die mit Hunden arbeiten oder sie im Bereich „Geruch” ausbilden. Sie bildet auch die Grundlage für technische Entwicklungen, zum Beispiel in der Sprengstoff- oder Drogenfahndung.

Schauen wir uns an, was die Studie über die äußeren Luftströmungen beim Schnüffeln von Hunden verrät – wissenschaftlich fundiert und verständlich erklärt.

Hunde schnüffeln auf zwei Arten

Hunde schnüffeln auf zwei verschiedene Arten – je nachdem, wie stark und wie nah der Geruch ist:

Kurze, schnelle Schnüffler, wenn der Geruch direkt vor der Nase ist.

Langsame, tiefe Schnüffler, wenn der Geruch weiter entfernt oder nur schwach wahrnehmbar ist.

Beim Einatmen saugt die Nase die Luft wie ein Trichter an. Sie wirkt wie ein hocheffizienter Lufteinlass, ähnlich wie ein Windkanal. Dadurch wird der Luftstrom optimal genutzt, um möglichst viele Geruchsmoleküle aufzunehmen. Die Form der Nase – vor allem die Stellung der Nasenflügel – lenkt die Luft dabei so, dass:

  • kein großer Widerstand entsteht,
  • die Luft gezielt zu den Geruchsrezeptoren geleitet wird,
  • und kein Rückwirbel entsteht, der die Duftprobe stören könnte.

Die Nase ist beweglich

Die Nase des Hundes ist so gebaut, dass sie sich beim Schnüffeln mitbewegt:

Beim Einatmen öffnen sich die Nasenlöcher weit – damit viel Luft mit Geruch hineinkommt. Beim Ausatmen werden sie schmaler und die Luft wird seitlich und nach hinten abgegeben.

Wenn der Hund ausatmet, bläst er nicht direkt nach vorne aus, sondern zur Seite. So bleibt der Geruch vor der Nase in der Luft stehen. Das ist besonders wichtig, um eine Geruchsspur sicher verfolgen zu können.

Wie weit die Nase riecht - die Schnüffelzone

Beim Schnüffeln spielt die Aerodynamik eine wichtige Rolle – also die Frage, wie die Luft durch die Hundenase gelenkt, beschleunigt oder verwirbelt wird.

Die sogenannte „Schnüffelzone” – also der Bereich, aus dem die Nase Luft wirklich ansaugt – reicht nur ca. 1 cm weit nach vorne. Nur was direkt vor der Nase ist, wird wirklich eingesogen.

Deshalb erzeugt die Hundenase einen cleveren Effekt:

Wenn der Hund ausatmet, entstehen schnelle, gezielte Luftstöße. Diese erzeugen Wirbel und Strömungen, die die kleinsten Geruchsteilchen vom Boden oder aus der Luft aufwirbeln, wie z. B. Staub, Hautschuppen oder Duftmoleküle. Auch die, die mehrere Zentimenter weit entfernt liegen und befödern sie zur Nase – direkt in die Schnüffelzone.

Das ermöglicht es dem Hund, Gerüche aus größerer Entfernung aufzunehmen. Denn beim anschließenden Einatmen zieht die Nase diese Teilchen ein. So erkennt er, woher der Geruch kommt und was dort war – z. B. ein anderer Hund, ein Mensch oder ein versteckter Gegenstand.

Was die Technik von der Hundenase lernt

Kann man die Nase eines Hundes nachbauen? Die Antwort ist: Ja – zumindest teilweise. Diese Nachbauten sind „biomimetische Systeme” – das heißt: Technik, die sich etwas aus der Natur abschaut. In diesem Fall: die Hundenase.

Diese Geräte funktionieren ähnlich wie die Hundenase beim Schnüffeln:

Sie blasen Luft zuerst nach unten und zur Seite – das nennt man vertikal-lateral (also nach unten = vertikal, und seitlich = lateral). Danach saugen sie die Luft ein.

Diese künstlichen Nasen sammeln Gerüche auf die gleiche Weise wie ein Hund ein und könnten zum Beispiel hier verwendet werden:

  • bei der Sprengstoffsuche,
  • bei der Drogenerkennung,
  • oder in der Medizin, um bestimmte Krankheiten am Atem zu erkennen.

Fazit

Die Studie zeigt: Die Hundenase ist hochspezialisiert, um Gerüche präzise und effizient aufzunehmen – selbst dann, wenn die Duftquelle schwach oder versteckt ist. Beim Schnüffeln steuert der Hund die Luftströme gezielt: Er wirbelt Duftpartikel auf und saugt sie anschließend ein.

Von diesen Erkenntnissen profitieren nicht nur technische Entwicklungen wie künstliche Schnüffelsysteme. Auch Menschen, die Hunde in Bereichen wie Mantrailing, Artenschutz oder medizinischer Spürarbeit einsetzen, können daraus lernen. Das Wissen über die Funktionsweise der Hundenase kann direkt in die Ausbildung einfließen. Es hilft, Hunde gezielter und effektiver zu trainieren.