Wie mein Hund mich aus der Komfortzone katapultierte

Wie mein Hund mich aus der Komfortzone katapultierte

Wenn ein Hund bei dir einzieht, ahnst du nicht, was da alles auf dich zurollt. Null. Nada. Niente. Und ganz ehrlich? Vielleicht ist das auch besser so. Wüsste man vorher, was dieses Abenteuer alles an Umbrüchen mit sich bringt – viele würden kneifen. Und das wäre verdammt schade.

Ich war früher jemand, der sich lieber im Hintergrund hielt. Große Gruppen? Nein, danke. Smalltalk mit Fremden? Uff. Mich sichtbar machen? Hölle! Ich hatte es mir in meiner Komfortzone ziemlich gemütlich gemacht. Doch dann kam Cashi.

Betreten eines unbekannten Terrains – die Hundeschule

Kaum war der Cashimann eingezogen, ging’s los mit dem Besuch einer Hundeschule. Und weil ich weiß, dass jetzt die Frage kommt: Wie findet man eine gute Hundeschule? Hier mein ganz pragmatischer Tipp: Einzelstunde buchen und ausprobieren. Fertig.

Ich halte nichts von diesem Experten-Blaba, wie: „die erste Stunde muss kostenlos sein.” Hundetrainer:innen haben schließlich auch Miete zu zahlen. Qualität kostet – und das ist auch gut so.

Unsere Schule hatte ich übers Internet gefunden. Der erste Eindruck stimmte, also rein ins Abenteuer. Die erste Stunde war für mich ein Aha-Erlebnis. So ein guter Start – wahrscheinlich hatte ich auch eine Portion Glück.

Was niemand sieht: Der K(r)ampf mit mir selbst

Was keiner mitbekommen hat: Schon allein der Schritt in die Hundeschule war für mich riesig. Ich war nie die, die sich freiwillig in Gruppen stellte. In Gespräche reingrätschte. Oder, Gott bewahre, vor Leuten sprach.

Aber: Ich wollte verstehen und lernen. Und so fing ich an, Seminare zu besuchen. Erst mal ganz unschuldig – nur aus Interesse. Nicht, weil ich Trainerin werden wollte.

Nur… diese Seminare! Dreißig Leute in einem Raum. Ich war überfordert. Nach dem Seminar war ich sofort verschwunden. Abends noch locker Beisammensitzen? Keine Chance. Dafür reichte meine soziale Batterie einfach nicht.

Ich war die, die lieber allein in der Ecke saß. Ich war die, die sich weggeduckt hat, wenn ein Gespann für ein Praxisbeispiel gesucht wurde. Ich? Niemals! Ich wollte einfach nur lernen – in Ruhe, für mich.

Auf in den K(r)ampf – viele Seminare lang

Und trotzdem: Ich bin zu jedem dieser Seminare hingegangen. Immer wieder. Und jedes Mal habe ich dafür eine ordentliche Portion Mut gebraucht. Für andere war mein Rückzug oft unverständlich. „Warum warst du nicht beim Abendessen dabei?“

Niemand hat gesehen, was für ein Kraftakt diese Situationen für mich waren. Für die meisten Teilnehmer:innen schien so ein Seminar wie Urlaub zu sein. Ich brauchte danach welchen. Aber irgendetwas änderte sich langsam.

Dann kam Bewegung rein

Mit jedem Seminar wurde es ein bisschen besser. Rückblickend betrachtet. Damals habe die Veränderung nicht wahrgenommen. Irgendwann stand ich tatsächlich vorn. Mit einem Hund. Vor Menschen. Ich! Die, die sich früher lieber den Arm abgebissen hätte, als sich zu zeigen.

Während meiner Trainerausbildung – zu der auch die Hospitanz gehörte – stand ich plötzlich regelmäßig vor Gruppen. Ich bereitete Unterricht vor, leitete Übungen an, beantwortete Fragen. Dinge, die für andere vielleicht selbstverständlich wirkten, bedeuteten für mich jedes Mal Überwindung. Manchmal wollte ich am liebsten im Boden versinken. Die Stimme zitterte, die Hände waren klamm.

Diese Zeit war eine echte Feuerprobe. Vor Menschen stehen, Verantwortung übernehmen, sichtbar sein – das alles hat mich an meine Grenzen gebracht. Und genau dort, an dieser Grenze, ist alles in Bewegung gekommen.

Das auch noch: Stimmcoaching

Ja, auch das gehört dazu. Als Hundetrainer:in musst du laut und klar sprechen – vor allem draußen, wo Wind und Ablenkung mitspielen. Für mich, die ewig Leise, war das eine Riesenhürde.

Ich erinnere mich noch gut an die Worte meiner Stimmcoachin:

„Du sprichst nicht leise, weil du nichts zu sagen hast. Sondern weil du nicht daran glaubst, dass das, was du sagst, richtig ist. Du musst anfangen, dir selbst zu vertrauen. Sei mutig.”

Bämm. Das saß. Und sie hatte so recht.

Mein Fazit: Cash, mein WendeHund

Heute weiß ich: Cash war mein Motivator. Er war der Grund, warum ich mich auf den Weg gemacht habe. Ich hatte plötzlich ein Ziel. Ich wollte Hundetrainerin werden. Und das war etwas, was mir wirklich am Herzen lag.

Meinen damaligen Job habe ich lange Zeit still hinterfragt. Jeden Tag ein bisschen mehr. Innerlich hatte ich längst gekündigt, während ich äußerlich noch im Büro saß und auf den Bildschirm starrte. Es hat eine Weile gedauert, bis ich den Mut hatte, die Tür im Foyer der Agentur endgültig hinter mir zu schließen. 

Ich bin mit weichen Knien, pochendem Herzen losgegangen – alles was mich weitergebracht hat, fand ich außerhalb meiner Komfortzone. Auch wenn ich heute keine eigene Hundeschule mehr habe – ich zehre von dieser Zeit. Sie hat mich verändert.

Ich habe gelernt, wie viel man verpasst, wenn man sich ständig von Zweifeln zurückhalten lässt. Heute erlebe ich jeden Tag wie sich Türen öffnen, weil man sich selbst ernst nimmt.

Vielleicht brauchst auch du nur einen kleinen Schubs. Einen Cashi-Moment. Einen Anstoß, um zu erkennen, was alles möglich ist – wenn du dich traust.

Viel Spaß beim Öffnen der nächsten Tür.
Silke