AirBed’n’Bone: Wenn Hunde bei uns Urlaub machen

Yoshi checkt ein

Wenn das Festival ansteht und der Krach am Bach für den Hund keine Option ist, dann greifen Freunde gern mal auf mein AirBed’n’Bone zurück.

Letzte Woche war Yoshi bei uns zu Besuch. Ein Viszla-Rüde mit dem Herz am rechten Fleck. Groß, wild und völlig unterkuschelt.

Fliegen und Bienen sollten allerdings während seines Aufenthalts besser Urlaub machen, denn die bringen ihn richtig auf die Palme. Und wer ihn ausführt, braucht Armmuskeln wie ein Gewichtheber. Sonst gibt’s Muskelkater gratis dazu.

Was wir mit Yoshi erlebt haben, erzähle ih euch jetzt:

Vorbereitung ist alles

Ich kenne Yoshi seit seiner Welpenzeit und wusste, worauf ich mich einlasse. Am Freitag war ich also vorbereitet. Was er nicht braucht, ist Party, auch wenn er sie liebt. Wie das wohl wird? Bei uns wird tagsüber eher gechillt als wild rumgeturnt.

Den Abschied von Jenne und Timo nahm er locker. Kein Jammern, kein Quietschen. Weil er es gewohnt ist, auch mal von Herrchen und Frauchen getrennt zu sein, macht ihm das nicht viel aus. Klar, bei jedem Geräusch im Haus geht er sofort auf Sendung. Doch er merkt schnell: nur ein Fehlalarm.

Gassirunde mit Allrad-Antrieb

Die erste Gassirunde war trotzdem aufregend. Yoshi zog los – mit Allradantrieb. Zum Glück kennt er meine Art der Leinenführung. Also: Schnalzen, Keks, losgehen, langsamer werden, bremsen, sitzen, Keks.

Und siehe da – der Hund kooperiert. Unterwegs lobe ich ihn ständig mit „Primi!”. Warum ich ausgerechnet primi sage, weiß ich nicht. Das Lob eskaliert in ein komisches Wort und eine noch schrägere Tonlage.

Dann sieht er mich an, mit diesen bernsteinfarbenen Augen, und fragt mich still, ob bei mir noch alles klar sei. Bei mir ist alles gut, glaub mir, schaue ich zurück. Hauptsache, wir bringen diese erste Gassirunde unfallfrei zu Ende.

Wem gehört das Futter?

Zurück im Haus bereite ich das Futter vor. Meine Regel: Gasthunde fressen getrennt von meinen Hunden. Manchmal auch zeitversetzt. Diesmal: gleichzeitig, aber räumlich getrennt. Das lief gut.

Alle Näpfe leer (und weggeräumt), alle satt. Ich denke: Jetzt passiert nichts mehr. Falsch gedacht.

Und plötzlich kracht’s

Mein Mann entdeckt eine Zecke bei Felly. Ich halte sie fest, will helfen. In dem Moment schleicht Yoshi zu Blixas Fressplatz und saugt die letzten Krümel auf.

Blixa folgt ihm. Und plötzlich kippt die Stimmung. Yoshi dreht sich um, wird laut, zeigt die Zähne und drängt sie aus der Küche. Er fixiert sie am Boden.

Ich gehe dazwischen, packe ihn rechts und links am Fang. Abgezupft von Blixa knurrt er und fletscht mir die Zähne entgegen. Meine innere Stimme spricht mit Yoshi: Gib nach! Sonst werden wir keine Freunde! Und der Rest von mir richtet sich danach.

Als der Hund auf meinen Druck nachgibt und sich setzt, lasse ich ihn sofort los, atme tief durch und lege ein Lächeln auf.

Freundschaft? Gerne!

Besser mal alles besser managen

Der Freitag blieb für Blixa trotzdem unangenehm. Sie mied Yoshi und wollte nicht mehr in seiner Nähe sein. Verständlich.

Am Samstag änderten wir dann den Ablauf. Statt die Hunde nach dem Fressen frei laufen zu lassen, kam Yoshi an die Leine und auf seinen Platz. Das hatte zwei Vorteile: Zum einen reduziert es das Risiko einer Magendrehung. Zum anderen waren die Futterplätze danach kein Thema mehr.

Damit war am Samstag wieder Entspannung angesagt.

Solche Situationen strengen alle an – Hunde genauso wie Menschen. Bei Gasthunden ist es nicht mein Auftrag, Verhalten zu verändern. Ich bin da, um den Hund zu versorgen und zu betreuen und das am besten so, dass weder er noch andere Hunde in Gefahr geraten.

Ich sorge für eine Atmosphäre, in der sich alle sicher fühlen. Dafür übernehme ich die Verantwortung und treffe klare Entscheidungen. Yoshi hat das sehr gut angenommen und ist da überaus kooperativ. Und genau das macht es möglich ihn immer wieder als Gast aufzunehmen. 

Ich kenne viele Viszlas, die gern mal ihre Ressourcen verteidigen. Kennst du auch einen?

Anhänglich mit 4-Pfoten-Antrieb

Wir haben Yoshi richtig ins Herz geschlossen. Mein Mann hat sogar mit ihm auf der Couch übernachtet und die Kuscheleinheiten waren natürlich inklusive.

Dabei bestätigt sich etwas, das ich als Hundetrainerin immer wieder erlebt habe: Jagdhunde sind oft extrem anhänglich. Total verrückt, aber wahr.

Leider ist Yoshi an der Leine kein Vorzeigehund. Vor der Gassirunde solltest du also besser gut frühstücken. Aber mit anderen Hunden? Kein Stress. Und Menschen? Die liebt er heiß und innig.

Und Felly? Ganz souverän!

Falls du dich fragst: Silke, du hast doch zwei Hunde. Was hat Felly gemacht? Sie war die Ruhe selbst. So gechillt hab ich sie selten erlebt.

Yoshi liegt nicht im Körbchen? Dann nimmt Felly es sich einfach. Selbst wenn er versucht, sie mit seinen Viszla-Moves zu bezirzen: Felly bleibt hart. Weggegangen, Platz vergangen.

Andersherum ist Yoshi nicht ganz so großzügig. Wenn er in seinem Haus liegt, droht er kurz. Sehe ich das, dann gehe ich einfach ruhig dazwischen und biete Felly eine Alternative.

Fazit: Gasthund sein will gelernt sein

Was will ich mit der Geschichte sagen? Gasthunde zu betreuen ist bereichernd. Aber manchmal eben auch eine Aufgabe.

Ein gutes Gefühl für Hunde hilft dabei und ein bisschen Gelassenheit. Denn man sollte nicht gleich die Flinte ins Korn werfen, wenn es mal knallt. Auch der Gasthund muss sich eingrooven. Genau wie alle anderen im Haushalt. (Ja, selbst der Goldfisch.)

Am Ende zählt nicht, wie turbulent es war, sondern dass alle ein Stück näher zusammengerückt sind. Und dass Yoshi jederzeit wieder bei uns einziehen dürfte.